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Krise und Disziplin

"Es sind die täglichen Kleinkriege, die uns klein kriegen" - diese Weisheit von Gerhard Uhlenbruck ist für viele Führungskräfte im Vertrieb offensichtlich das Maß aller Dinge. An vielen Details arbeitet sich die Krisenführungskraft auf, selbst nicht mehr an die große Wende glaubend, schafft er, seiner Meinung nach, für drei. Obendrein erwartet die pessimistisch eingestellte Mitarbeiterschaft die Bestätigung der schlechten Rahmenbedingungen durch den Chef, um sich selbst von aller Schuld für die dramatischen Einbrüche bei Umsatz und Ertrag rein zu waschen.

Na super! Liebe Führungskräfte, lasst Ihr Euch auch so als Alibi missbrauchen? Als Feigenblatt vor dem riesigen, desaströsen Misserfolg? Dann werden Sie keine Personalentwicklung für sich benötigen, sondern eher bald Personalentwicklung beantragen! Der Mensch an sich ist ja einfach gestrickt, seine gehirntechnische Abstufung lässt ihn ja eine Zeit lang 110% fahren. Betonung liegt auf "eine Zeit lang".

Wie mit den körperlichen und geistigen Verfallsprozessen sinnvoll und möglichst prophylaktisch umzugehen ist, erleben Sie, liebe Fürhungskräfte, in Vorträgen selbsternannter Gesundheitsapostel, die mit Yoga und dem richtigen Sitzen versuchen, die Geißel 'Burnout' dem Besessenen auszutreiben. Soll ja helfen - muss aber nicht! Es unterstützt das Bewusstsein, sich ernst zu nehmen. Insofern ein Grundrauschen für die Seele - ich bin mir lieb und teuer! Insbesondere teuer!

Was hilft denn dann, werden sich jetzt viele fragen. Ganz einfach, eine tägliche Dosis Disziplin - kontrollierbares, vorher für sich festgelegtes Handeln. Vom Anfang bis zum Ende geführt. Werden Sie härter - sich selbst gegenüber und automatisch werden Sie die neuen Maßstäbe auch bei Ihren Mitbürobenutzern anlegen. Hart im Sinne von nicht weich, nicht zu jammernd, nicht die Schuld bei anderen suchend. Hart im Sinne von klar im Denken und Handeln, im Einhalten von definierten Spielregeln ohne Diskussionen anzustreben. Hart im Sinne von (Vorbildfunktion) einem Leuchtturm, in tosender Brandung und schlechter Witterung, ein verlässliches Signal der Orientierung.

Diese Idee ist nicht neu und nicht unbedingt für jeden sofort plausibel. Nicht nur, weil das Militär seit Jahrhunderten genau diese Disziplin von seinen Führern verlangt. Diejenigen Führungskräfte der Neuzeit, die eine Offiziersausbildung mit Studium erfolgreich in der Bundeswehr durchlaufen haben, werden in der Praxis erkannt haben, dass diese gemachten Erfahrungen aus dem militärischen Umfeld sich z.T. 1:1 in wirtschaftlichen Kontext umsetzen lassen. Manch auftragsbezogene, kurze Auftragserteilung gibt dem Mitarbeiter die Richtung mit definiertem Ziel vor, die Ausführung und die Nutzung der Handlungsalternativen bleibt ihm eigenverantwortlich überlassen. Die Erreichung definierter Zwischenziele wird dem Chef gemeldet, das Ergebnis kurz besprochen und es geht weiter zum nächsten Teilaspekt. Somit wird die Ressource Zeit geschont, die Information Hol- und Bringschuld wird gleichmäßig auf beiden Ebenen verteilt.

Worauf hat die klare Aufgabenstellung und das Einfordern disziplinierten Einschaltens von Vorgaben Auswirkungen?

  1. Der Vorgesetzte wird als klar denkend und kommunizierend erlebt. Er ist berechenbar und damit vertrauensbildend in seinem Handeln. Damit kann er sich auf seine Mitarbeiter im Rückschluss ebenfalss verlassen, die häufig in Unternehmen angewandte Methode CYA ("cover your ass") ist hier zu vernachlässigen
  2. Der Mitarbeiter hat ein klar erkennbares 'target' - sein Ziel ist für ihn definiert, Verwirrung durch Aussagen wie "da hätten Sie auch mal dran denken können", werden weitgehend von vornherein ausgeschlossen. Somit leistet er in einem aus seiner Empfindung heraus sicheren Umfeld. Aktuell ist dies für ihn motivierend.
  3. Das Unternehmen wird auch von außen, von Lieferanten und Kunden als berechenbar, schnell und schlüssig im Verhalten erlebt - für langfristige Zusammenarbeit eine unumgängliche Voraussetzung.

Fazit:

Klare Sprache unter Verzicht auf Weichmacher und Attitüden hilft allen Mitarbeitern am Markt, motivierter Leistung zu zeigen. Die Rahmenbedingungen sind undiskutierbar zu kommunizieren, der Output wird in Qualität und Quantität steigen. Klarheit erzeugt Denkweite, die Phantasie wird dabei nicht eingeschränkt.

von Kai Braake
Trainer des Königsteiner Management Institut

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